Führungswechsel in Katar: Wie der Vater, so der Sohn

Katars Außenpolitik nach dem unerwarteten Regimewechsel

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Katar hat sich zu einem der politisch- und wirtschaftlichen Hauptakteure in der Golfregion entwickelt. Bekannt für seine rasante Entwicklung- besonders im Bereich der Infrastruktur-, für die erfolgreiche Bewerbung Katars als Veranstaltungsort für die Fußball Weltmeisterschaft 2022, für seine kostspieligen Energieinvestitionen im Ausland und die großzügige Unterstützung islamistischer Gruppen, zählt Katar nun zu dem Kreis weltweit aktiver, außenpolitischer Akteure. Es ist höchstwahrscheinlich, dass Katar in den nächsten Jahren noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird.

In einem neuen ECFR Policy brief- “Qatar’s leadership transition: like father, like son”-  untersucht Andrew Hammond die Frage warum Katar allen Vermutungen zum Trotz weiterhin enge Bindungen zu islamistischen Gruppen Aufrecht erhält und welche innen- als auch außenpolitischen Herausforderungen auf den neuen Herrscher Katars- Tamim Bin Hamad- zukommen werden. Hier sind einige von Hammonds Vorhersagen:

  • Der neue Emir von Katar wird innenpolitische Prioritäten neu ordnen, um die Sorgen der normalen Bürger Katars über die sprungartige Entwicklung des Landes vor der Fußballweltmeisterschaft 2022 besser zu reflektieren. Gleichzeitig wird der Emir die Investitionen im Ausland nur schwach zurückschrauben und auch weiterhin eine selbstbewusste und recht eigensinnige Außenpolitik verfolgen. 
  • Katars Reichtum an natürlichen Gas- Ressourcen, wird dem Land über viele Jahre hinweg große Sicherheit im Bereich der Energieversorgung gewährleisten.
  • Katars Führungsriege wird nicht aufhören Ägypten für den harschen Umgang mit den Muslimbrüdern und für die Inhaftierung Mursis zu kritisieren. Diese Kritik wird den bereits vorhandenen Zwiespalt zwischen Ägypten- welches von Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt wird- und Katar noch vergrößern.
  • Katar wird weiter versuchen islamistischen politischen Bewegungen im Nahen Osten zu helfen. Es ist zu erwarten, dass Katar die Muslimbrüder in Syrien nach wie vor unterstützt, und den Westen dazu drängt die Muslimbrüder als einzigen moderat islamischen Partner zu sehen, mit dem der Westen in einen Dialog treten könnte und sollte.
  • Doha wird auch in Zukunft als „Oase des Islamismus“ im Golf gelten, als ein Ort an dem islamistische Parteien sich regelmäßig treffen können und den öffentlichen Diskurs durch solche Medien wie zum Beispiel Katars pan- arabischen Medienkonzern Al-Jazeera zu beeinflussen.

„Über die letzten Jahre hat sich Katar die nötigen Kontakte und ein großes Maß an Einfluss über islamistische Bewegungen aufgebaut. Es gibt kein Anzeichen dafür, dass Katar seine Überzeugung- politischer Islam sei der richtige Weg für die arabischen Länder- aufgeben wird.  Die neue Führungsriege wird weiterhin versuchen eine politisch- wirtschaftliche, religiöse und kulturell eigene Identität für Katar zu erschaffen. Das Land wird auch in Zukunft als Vermittler für die EU in der Golf Region von hohem Wert sein, ganz besonders aufgrund seiner engen Verbindungen zu islamistischen Bewegungen und seinem engen Verhältnis zu den kleineren Golfstaaten, welche Saudi Arabien die Stirn geboten haben indem sie sich nicht, so wie von Saudi Arabien gewünscht, vom Iran distanziert haben.“ – Andrew Hammond

Der European Council on Foreign Relations vertritt keine gemeinsamen Positionen. ECFR-Publikationen geben lediglich die Ansichten der einzelnen Autor:innen wieder.